Die Arbeiten Jörg Steiners
Die sichtbare Welt ist Jörg Steiner kostbar und bedeutsam. Als Maler nimmt er das Gesehene aber nicht motivisch in Beschlag. Er reduziert und filtert es, nimmt ihm das Aufsehenerregende und bringt es in einen Modus der Stille. Oftmals entstehen feine Monochrome, deren zarte, meist rasterartige Strukturen der Künstler durch minimale Kontrastdifferenzen in Vibration versetzt. Jörg Steiner arbeitet mit Oberflächen. Er braucht kein »Dahinter«, keine tiefer liegende Bedeutung. Was man sieht ist das Sichtbare, nicht mehr und nicht weniger. Allerdings ist es ein aufwendiger und langwieriger Arbeitsprozess bis die Farben in ihrer matten Schönheit auf dem hölzernen Bildträger Platz finden. Dabei bedient er sich traditioneller Techniken wie jener der Ikonenmalerei: Kreidegrund wird mehrschichtig aufgetragen und mit einem saugfähigen Papier überzogen, welches den eigentlichen Malgrund darstellt. In der orthodoxen Kirche gilt die Tätigkeit des Ikonenmalens als »Gottesdienst«. Auch bei Jörg Steiner gerät das Malen zu einem Akt konzentrierter Hingabe - allerdings in einer ganz und gar säkularen Weise.
In den neuen fotografischen Arbeiten geht der Künstler in anderer Weise und doch auch wieder sehr ähnlich ans Werk. Keine Darstellung, keine narrativen Elemnete. Strenge Rechtecke mit unruhiger Oberflächenstruktur reihen sich aneinander.
Jörg Steiner hat die 2014 einsetzenden Hochbauarbeiten auf dem Gelände der ehemaligen Funkkaserne (Domagk-Areal) fotografisch begleitet, um die städtebaulichen Veränderungen festzuhalten. Besonders faszinieren ihn die Details des transitorischen Prozesses, der sich in singulären, geometrisch-abstrakten Gebäude- und Konstruktionsskulturen aus Beton materialisiert.
Dr. Katrin Dillkofer